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Meine Reha. Teil 1

So. Jetzt fahre ich also tatsächlich zur Reha. Im Versicherungssprech heißt das „Anschlussheilbehandlung“, also im direkten Anschluss an meine Behandlung. Die letzte Bestrahlung ist 3 Wochen her. Die stark verletzte Haut an Brust und Hals hat sich soweit regeneriert, dass ich auch an Wassersport-Angeboten teilnehmen könnte. Ein Glück.

 

Ich fahre also morgens um 6 Uhr mit 2 Koffern im SMART in Richtung Ostseeküste los. Je näher ich dem Ziel meiner Reise komme, desto aufgeregter werde ich. Was wird mich erwarten? Werde ich nette Leute kennenlernen? Oder treffe ich nur auf Mittsiebziger mit beigen Windjacken und orthopädischen Schuhen? Und auf aussortierte Ärzte und demotivierte Therapeuten, mit denen ich Gymnastik auf dem Hocker mache?

 

Ich komme also an der Klinik an, bekomme einen Parkplatz zugewiesen und meinen Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt. Zugegeben, die Klinik hat bessere Zeiten gesehen (Eröffnung: 1995), aber es ist akzeptabel. Und ihr allergrößter Vorteil ist sowie nicht drinnen sondern draußen vor der Tür: die Ostsee, die ich von meinem Zimmer aus sehen kann. Hier bin ich also die kommenden 3 Wochen zu Hause. Es könnte schlimmer sein. Und in den letzten 10 Monaten war es das auch. 

 

Gleich am ersten Tag am Nachmittag habe die Eingangsuntersuchung mit einem Arzt. Er untersucht mich einmal von Kopf bis Fuß und wir überprüfen gemeinsam die von mir vorab festgelegten Therapieziele. Abends bekomme ich dann schon meinen ersten schriftlichen Therapieplan in mein eigenes kleines Postfach geschoben und dann geht es am nächsten Morgen auch schon los. 

 

Meine oben beschriebenen Ängste haben sich (natürlich) nicht bestätigt. Im Speisesaal bekommt jede/r zu Beginn einen festen Sitzplatz für die komplette Reha-Zeit zugewiesen und ich habe tatsächlich ganz tolle Mitpatientinnen mit am Tisch sitzen. Lucky me. Wir sind alle sehr, sehr unterschiedlich, uns eint aber alle vier ein Schicksal: Brustkrebs – wenn auch mit unterschiedlichen Verläufen. Schnell liegen die Diagnosen auf dem Tisch (unter Betroffenen geht das immer ruckzuck), aber der Krebs ist in der kommenden Zeit nicht allgegenwärtig oder gar ständiges Gesprächsthema... Teil 2 folgt.

 

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